Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 1 = Kl. 8 - S. 133

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
„Sind wir nicht Knaben glatt und fein? Was sollen wir länger Schuster sein!“ Dann hüpften und tanzten sie und sprangen über Stühle und Bänke. Endlich tanzten sie zur Tür hinaus. Von nun an kamen sie nicht wieder; dem Schuster aber ging es wohl, solange er lebte, und es glückte ihm alles, was er unternahm. 153. Strohhalm, Kohle und Bohne. Von den Brüdern Grimm. Kinder- und Hausmärchen. Originalausgabe. 32. Ausl., besorgt von Reinhold Steig. Stuttgart und Berlin 1906. S. 64. f. In einem Dorfe wohnte eine arme, alte Frau, die hatte ein Gericht Bohnen zusammengebracht und wollte sie kochen. Sie machte also auf ihrem Herd ein Feuer zurecht, und damit es desto schneller brennen sollte, zündete sie es mit einer Handvoll Stroh an. Als sie die Bohnen in den Topf schüttete, entfiel ihr unbemerkt eine, die auf dem Boden neben einen Strohhalm zu liegen kam; bald danach sprang auch eine glühende Kohle vom Herd zu den beiden herab. Da fing der Strohhalm an und sprach: „Liebe Freunde, von wannen kommt ihr her?“ Die Kohle ant- wortete: „Ich bin zu gutem Glück dem Feuer entsprungen, und hätte ich das nicht mit Gewalt durchgesetzt, so war mir der Tod gewiß, ich wäre zu Asche verbrannt.“ Die Bohne sagte: „Ich bin auch noch mit heiler Haut davongekommen; aber hätte mich die Alte in den Topf gebracht, ich wäre ohne Barmherzigkeit zu Brei gekocht worden wie meine Kameraden.“ — „Wäre mir denn ein besser Schicksal zuteil geworden?“ sprach das Stroh; „alle meine Brüder hat die Alte in Feuer und Rauch aufgehen lassen, sechzig hat sie auf einmal gepackt und ums Leben gebracht. Glücklicher- weise bin ich ihr zwischen den Fingern durchgeschlüpft.“ — „Was sollen wir aber nun anfangen?“ sprach die Kohle. „Ich meine,“ antwortete die Bohne, „weil wir so glücklich dem Tode entronnen sind, so wollen wir uns als gute Gesellen zusammen- halten und, damit uns hier nicht wieder ein neues Unglück ereilt, gemeinschaftlich auswandern und in ein fremdes Land ziehen.“ 2. Der Vorschlag gefiel den beiden andern, und sie machten sich miteinander auf den Weg. Bald aber kamen sie an einen kleinen

2. Teil 3 = Kl. 6 - S. 2

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
2 3. Darin noch meine Wiege steht, darin lernt’ ich mein erst Gebet, darin fand Spiel und Lust stets Raum, darin träumt’ ich den ersten Traum. 4. Drum tausch’ ich für das schönste Schloß, wär’s felsenfest und riesengroß, mein liebes Hüttlein doch nicht aus; denn ’s gibt ja nur ein Vaterhaus! 3* Di$ Bilu* Von Hermann Magner. Entdeckungsreisen in Haus und Hof. 12., verb. Ausl. Leipzig 1908. 8. 181. 3edes Haus hat seine Geschichte, so gut wie jede Stadt und jedes Dorf. Der Indianer baut seine Hütte aus Baumzweigen in kurzer Zeit auf, der Neuholläuder stellt einige Rindenstücke zusammen und ist dann fertig. Der Eskimo schneidet ans der Reise im Winter eine Anzahl Schneestücke zurecht, legt sie übereinander und fertigt selbst in jenem unwirtlichen Himmelsstriche binnen ein paar Stunden ein Haus, das ihm wenigstens auf einige Zeit als Zufluchtsort dient. Beim Bau unserer Wohnhäuser geht’s nicht so schnell her. Nicht jeder ist so glücklich, sich ein eigen Hüttchen erwerben zu können. Schon der Grund und Boden kostet ansehnliche Summen, besonders in der Nähe oder gar im Innern größerer Städte. Die Baumaterialien und das Auf- führen des Hauses, schließlich noch seine innere Ausstattung erfordern noch mehr. Ehe eine Hacke oder Schaufel angelegt wird, hat der Bauverständige den Plan zum Hause entworfen. Das Haus ist bereits vollständig in den Gedanken des Baumeisters und ans dem Papier vorhanden, bevor es in der Wirklichkeit ausgeführt wird. Der Grund, ans dem das Haus ruhen soll, erfordert besondere Sorg- falt. Sind feste Gesteinsschichten vorhanden, so macht nur das Ausarbeiten der Felsen Schwierigkeiten, die Mauern können dagegen sofort darauf ge- gründet werden. Findet man zu oberst nur lockeren Grund, so muß man tiefer graben und möglichst große und harte Steine sorgsam einlegen, um festen Halt zu gewinnen. Diesen Teil nennt man das Fundament des Hauses. Am schwierigsten gestaltet sich das Unternehmen ans sumpfigem, moorigem Boden. Wenn man überhaupt einen Brunnen beim Hause an- legen will, so sorgt man für denselben zuerst, damit beim Bauen das nötige Wasser gleich bei der Hand ist. Die Handlanger schaffen Sand und Kalk herbei und mengen den Mörtel, die Steinmetzen behauen die Steine, die Maurer fügen sie nach

3. Teil 3 = Kl. 6 - S. 8

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
8 „Leier, leier, rund herum! Kleine Leute sind noch dumm! Lerne was, so wirst du klug! Kaffee ist nun braun genug!" Dann rüttelt sie die Bohnen hin und her und schüttet sie auf einen Teller. Sie sind ganz braun geworden, schwitzen über und über und knistern vor Hitze; aber sie duften jetzt auch lieblich durchs ganze Hans. In der Kaffeemühle mahlt das Kind die Bohnen zu seinem Pulver. Dies kommt in kochendes Wasser. Der Kaffee ist fertig und wird eingeschenkt. Alle Leutchen bekommen am Morgen eine Tasse voll; sie werden von dem Tranke hübsch munter und können dann frisch an die Arbeit gehen. Wer etwas nützen will in der Welt, muß ja früh anfangen und sich's heiß werden lassen. Er braucht dabei immer noch nicht so braun zu werden wie Kaffeebohnen. 10. Von Lederen» Zangen und Mühlsteinen. Von Robert Theuermeister. Unser Körperhaus. Leipzig 1909. S. 12. Gekürzt. Viele große und noch viel mehr kleine Leute wissen gar nicht, daß sie Scheren, Zangen und Mühlsteine im Munde haben. Ihr werdet die Scheren kennen und sagt gleich, das sind die Schneidezähne, die alles, was wir essen, abschneiden müssen. Und die Zangen sind auch leicht zu erraten. Das sind die Eckzähne. Die wollen alles, was die Scheren nicht gleich durchschneiden können, abreißen oder festhalten. Festhalten wollen sie’s, bis es abgeschnitten oder abgerissen ist. Und die Mühlsteine, das weiß jeder, sind die Backenzähne. Die mahlen dann das Abgeschnittene oder das Abgerissene fein. Wenn einer schlechte Scheren, Zangen oder Mühlsteine hat, so ist das schlimm. Wenn der Müller das Mehl schlecht mahlt, dann müssen wir schlechtes Brot essen. Wenn die Mühlsteine im Munde, die Backenzähne, schlecht mahlen, dann muß der Magen viel mehr arbeiten, als er soll. Ihr wißt doch, die Zähne arbeiten bloß für den Magen. Wenn ein Mensch zu viel arbeiten muß, dann wird er krank. Der Magen kann es auch nicht vertragen, wenn er zu viel arbeiten muß, er wird dann auch krank. Für uns ist’s aber notwendig, daß der Magen gesund bleibt. Denn wenn er krank ist, so ist der ganze Mensch nicht viel wert. Es ist also sehr wichtig, daß die Zähne gesund sind!

4. Teil 3 = Kl. 6 - S. 182

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
182 ließ. Ein 16 km langer Deich von Zäckerick bis Neutornow teilt das ganze Gebiet in einen großen Trockenpolder und einen kleinen Wiesen- polder, der ungefähr 800 ha umfaßt. Der Trockenpolder enthält fast nur Ackerland und wird immer trocken gehalten. Der Wiefenpolder ent- hält nur Wiesen, welche den ganzen Winter'hindurch mittelst einer Einlaß- schleuse bei Zäckerick unter Wasser gesetzt werden. Dieses Rieselwasser, welches viel Schlickmassen mit sich führt, befruchtet einerseits die Wiesen, soll aber auch anderseits einen Gegendruck gegen das drückende Hochwasser der Oder ausüben. Sobald der Frühling in das Land zieht, wird dieses Wasser bei Neutornow in die alte Oder gepumpt, und ein saftiger Wiesen- plan dehnt sich dort aus, wo noch vor wenigen Tagen der leichte Nachen des friedlichen Fischers sich schaukelte. So ist das Oderbruch abermals dem nassen Elemente abgerungen worden. Hoffnungsvoll wieder kann der Oderbrücher seinen Samen auf das Land streuen, um dann zur Zeit der Ernte eine hundertfältige Frucht zu schneiden. Und froher als zuvor steigt seine Freundin, die Lerche, jubilierend in den blauen Äther empor. 129. Oer Tabakbau in cier Oàermark. Von 6. Jancker u. Milk. ^>e1rick. Lesebuch für Brandenburg. Ii. Breslau 1906. 8. 186. ^Mittelpunkt des Uckermärker Tabakbaues sowohl wie des Tabakhandels Jjt ist Schwedt a. O., eine Stadt von etwa 10000 Einwohnern. Hier hatte Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, 1686 einigen evan- gelischen Hugenotten, die um ihres Glaubens willen ans ihrem Vater- lande Frankreich geflohen waren, ein Unterkommen gewährt. Sie machten den Tabak in der Gegend bekannt. Von ihnen lernten die Bauern die Tabakpflanze anbauen und behandeln. Das ist nicht leicht, denn es gibt wohl kein einziges Erzeugnis, das sowohl auf dem Felde wie bei der Fabrikation als endlich auch im Handel so behutsam und so zart behandelt sein will wie gerade der Tabak. Großer Pflege bedarf zunächst das zum Tabakanbau bestimmte Feld. Es wird im Herbst gedüngt, möglichst tief gepflügt und im Frühjahr darauf wiederholt umgeackert. Einer alten Sitte gemäß wird der Tabak- samen genau am 1. April eingeweicht, d. h. in laues Wasser geschüttet, worin er einen Tag verbleibt. Nachdem er gequollen ist, tut man ihn in kleine, etwa faustgroße Leinwandsäckchen und steckt diese Bündel in Sand, wodurch das Keimen befördert wird. Nach einem Zeitraum von 4—6 Tagen erfolgt das Aussäen des gekeimten Samens auf sorgfältig herge- richteten Beeten, die sich in geschützter Lage, meistens in den Gärten der

5. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 159

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
auf ein Pfund gingen, nadeln sollten, da sagte mein guter Meister wohl manchmal: „Hausfrau, das ewige Lämplein in der Kirche ist mir lieber als dein Licht da." Dann antwortete die Hausfrau: „Meine Gießform ist nicht größer"; denn sie goß die Kerzen selber. Beim Kaufmann jedoch brannten vier Kerzen, von denen acht oder sogar nur sechs auf ein Pfund gingen. Die gaben freilich einen helleren Schein, wenn sie ordentlich geschneuzt wurden; trotzdem besorgten wir alle feineren Arbeiten beim lieben Tagesschein und verschoben die gröberen Sachen auf das Kerzenlicht. Einmal nun im Advent arbeiteten wir beim Kaufmann. Dieser kehrte spät abends von Graz heim. Als er uns um das matte Kerzen- licht kauern und lugen sah, klopfte er den Schnee von den Schuhen, blinzelte uns an und sagte: „Na, Schneider, heut hab' ich was heim- gebracht für euch!" Und als die neuen Waren ausgepackt wurden, da kam eine stattliche Öllampe zum Vorschein und ein langes Rohr aus Glas dazu und ein grüner Papierschirm und ein Zwilchstreifen und ein kleines Fäßlein. „Was du alles für Sachen hast!" sagte der Meister. „Das alles miteinander," berichtete der Kaufmann, „gehört zu dem neuen Licht, das aus Amerika gekommen ist, das Petroleum. — Es brennt so hell wie der Tag; wirst es schon sehen." Er füllte die Lampe aus dem Fäßlein und zog den Zwilchstreifen durch das glänzende Ding mit der eichel- förmigen, geschlitzten Kapsel. Dann setzte er die Bestandteile zusammen, zündete das hervorstehende Ende des Dochtstreifens an, stülpte das bauchige Glas auf, daß wir meinten, so eng ums Fenster müsse es zer- springen — und nun sollten wir einmal sehen! Und wir sahen es. Es war ein trübes Licht, das mit seinem schwarzen Rauch sogleich das Glasrohr schwärzte. Der Mann drehte an dem feinen Schräublein den Docht weiter auf, da rauchte es noch mehr; er drehte ihn tiefer nieder, da wurde es finster, und als wir zu lachen begannen, knurrte er: „Na, mir scheint, dieser Lampenhändler hat mich sauber angeschmiert! Aber ich hab's ja gesehen in der Stadt, wie das Zeug wunderschön brennt!" „Versuchen wir's einmal," sagte mein Meister, „und tun das Glas- röhrlein weg!" Aber sogleich riß er seine Finger mit einem hellen Auf- schrei davon. Als nun das Glas mit einem Lappen entfernt war, brannte die Flamme noch trüber, und das Kerzenlicht daneben zuckte nicht ohne Schadenfreude hin und her. Nachdem wir mit der neuen Lampe noch allerlei versucht hatten und die Stube endlich voll Rauch geworden war, schalt der Hausherr auf diese höllische Flamme und blies sie aus. Die Kerze brannte mit stiller Würde fort, und der Meister sagte: „Ja, ja, die Ganzgescheiten

6. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 164

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
164 suchung werden konnte. Aber bald überzeugte er sich, mit was für einer aufrichtigen und redlichen Seele er es zu tun habe. Er fragte unter andern Dingen nach dem wenigen, was nach den damaligen Anforderungen der Kirche ein Christ wissen sollte. Der Knabe sagte seinen Glauben, sein Vaterunser nebst einigen andern kürzeren Gebeten gut her und be- antwortete munter etliche Fragen aus den Evangelien. — Nun sprach der Abt: „Mein Söhnlein, du darfst alle Tage, wenn unsere Kühe zur Tränke getrieben werden, kommen und holen, was sie unter dem Barren liegen lassen. Und wenn der Bruder Küchenmeister etwas übrig hat, so wird er es dir auch mitgeben für dich und deine Mutter." Dann segnete er den Knaben und entließ ihn froh und getröstet. In der Hütte der Witfrau hatte nun die Not ein Ende. Bald kam auch der warme und freundliche Frühling. Die Witwe entdeckte wieder eine ergiebige Sandgrube, und ihr Benedikt trieb als gedungenes Ziegenhirtlein die Ziegen des Dorfes auf die hohen, luftigen Berge. In die Kost ging er bei den einzelnen Besitzern der Ziegen der Reihe nach. Sein Osterlamm aß er im Kloster, seinen Pfingstkuchen buk ihm die Wirtin, seinen Kirchweihschmaus hielt er in der neuen Mühle, und seinen Namenstag feierte er wieder mit den Benediktinern. An Unterhaltung fehlte es ihm auch auf den einsamen Höhen nicht. Da lag der damals noch unbenützte Kalkschiefer so am Tage, daß es ihm leicht ward, Platten davon herauszuheben und aus ihnen mit einem ganz kleinen Hammer, den ihm noch sein verstorbener Vater gemacht hatte, regelmäßige Vierecke zu fertigen. Was man so unrichtiger- und sündlicherweise Zufall nennt, führte den Knaben zu einer wichtigen Erfindung. Benedikt legte einmal eine Schieserplatte, wie er sie aus dem Boden gebrochen hatte, auf seinen Schoß, zeichnete mit einer Kohle von seinem Hirtenfeuer ein Viereck darauf und sprach dann bei sich: „Mit fünfzig solcher viereckigen Tafeln, wenn ich sie hätte, könnte ich meinen ganzen Hausflur belegen, wo jetzt die Hühner scharren, wenn es draußen regnet." Und während er dies dachte, klopfte er mit seinem Hämmerlein auf dem einen schnurgeraden Kohlenstrich sanft aus und ab. Denn er freute sich über den hellen Klang der Platte. Aber auf einmal wurden die hellen Töne dumpf und immer dumpfer, wie bei einer zersprungenen Glocke, und zuletzt sprang die Tafel gerade in der Richtung des Kohlenstriches mitten entzwei. Ist es da so gegangen, dachte nun Benedikt, so kann es aus den übrigen drei Seiten ebenso gehen, und hämmerte auch auf dem zweiten Kohlen- striche eine Weile vorwärts und rückwärts. Sein Schluß war richtig. Nachdem er noch einige Minuten so fortgemacht hatte, lag eine voll- kommen viereckige Platte auf seinen Knieen. Eine zweite gelang nicht minder, und so fort. Früher schon hatte er manchmal zwei Schiefer- trümmer aneinander gerieben, um sie zu polieren, und gefunden, daß er

7. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 359

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
eine Kelle, um ihn anzuwerfen und glatt zu streichen. Die nordameri- kanischen Indianer nannten den Biber den „stummen Menschen" und feierten ihn in ihren Götter- und Heldensagen. Allerdings gehört er zu denjenigeu Tieren, die mit einem sehr hoch entwickelten Instinkte und mit vorzüglichen Eigenschaften: Klugheit, Besonnenheit, Sparsamkeit, Ordnungsliebe und Reinlichkeit, ausgestattet sind. In früheren Zeiten kam der Biber fast an allen bewaldeten See- und Flußufern Deutschlands vor. Heute findet er sich nur noch in geringer Anzahl an der Elbe und der Saale, einzeln an der Salzach und der Rhone. Auch in Nordamerika, wo er sonst in großen Gesell- schaften massenhaft lebte, wird er immer seltener. Die gesellig lebenden Biber führen auf stachen Stellen der Flüsse oder Seen „Biberburgen" auf und errichten Dämme, um bei niedrigem Wasserstande die Fluten aufzustauen. Als Baumaterial verwenden sie armdicke Baumstämme, die sie mit Hilfe ihrer starken, gelben Schneide- zähne zu Fall bringen. Durch einseitiges Abnagen bewirken sie, daß die Stämme ins Wasser fallen. Zur Anlage von Dämmen, die einen Fluß bis zu dreißig Meter Breite stauen, werden die kleinen Zweige entfernt, die Stämme durch Flechtwerk verbunden und durch Sand, Lehm und Schlamm gedichtet. Zum Bau der Burgen werden die Äste und Zweige viel regelmäßiger entfernt, in bestimmter Ordnung zu- sammengeschichtet und mit Erde, Schilf und Rasenstücken gefestigt und gedichtet. Im Innern des Baues wird eine backofenartige Kammer mit sußdicken Wänden und einem festen Dache gebaut, zu der eine einzige, unter Wasser sich öffnende Eingangsröhre führt. Oft bauen sie auch mehrere völlig abgeschlossene Kammern mit je einem Eingangs- rohre nebeneinander; eine jede dient in der Regel vier Bibern nebst ihren Jungen als Wohnung. Außer den Wohnräumen legen sie noch Vorratskammern für den Winter an, in denen sie Wurzelwerk und Rindenstücke aufspeichern. An manchen Stellen graben sie sich außer- dem noch weite Erdhöhlen, in denen sie zeitweise Unterschlupf finden. Einzeln lebende Biber — und einzeln kommen sie in Europa fast nur vor — begnügen sich sogar mit solchen Wohnungen und führen keine Burgen auf. Andere Säugetiere, meistens Nager, bauen ihre Wohnungen auf Bäumen. Das Eichhörnchen flicht aus Moos und Reisig ein Nest, das im Innern ein weiches, sauber gepolstertes Lager enthält. Ähnliche 'Nester bauen der Gartenschläfer, der Siebenschläfer und die Haselmaus. Das kunstvollste Nest eines Säugetieres aber ist das der Zwergmaus. Es ist eine zierliche, aus feinen Pflanzenstoffen sehr künstlich geflochtene Kugel, die im Innern ein durch Pflanzenwolle und Rispen ausgekleidetes weiches Lager enthält. Es hängt freischwebend zwischen Getreide- oder stärkeren Grashalmen, zwischen Rohr- oder Schilfstengeln.

8. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 352

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
352 die Jahreszahl der Entstehung dieser Geräte vom Künstler mit in das harte Holz eingeschnitzt, und wir erkennen, daß sie nicht selten zwei- oder dreihundert Jahre und noch darüber alt sind. Wie viele kleine Löcher beweisen, hat ihr Holz den Bohrwürmern, den Larven eines kleinen Käsers, des Trotzkopfes, nicht zu widerstehen vermocht, wohl aber hat es dem Zahn der Zeit getrotzt und wird ihm auch noch lange Jahre trotzen. Es ist der Eichbaum, von dem dies unvergänglich scheinende Holz stammt. Mehr als fünfhundert Jahre kann die Eiche alt werden; ist sie doch erst mit zweihundert Jahren ausgewachsen. Man hat sogar zwei- tausendjährige Stieleichen gesunden. In diesen großen Zeiträumen erreicht die Wintereiche eine Höhe von dreißig bis vierzig Meter, die Stieleiche eine Höhe von etwa zwanzig Meter. Höhe und Dicke der Bäume nehmen aber nicht in gleichem Maße zu; denn der Stamm- durchmesser der Stieleiche kann bis sieben Meter, derjenige der Winter- eiche bis vier Meter betragen. Die berühmte Fairlops-Eiche in der englischen Grafschaft Essex maß eine Elle vom Boden zehn Meter im Durchmesser, und unter ihrem Schatten, dessen Umfang fast sechsund- achtzig Meter im Durchmesser betrug, wurde lange Zeit hindurch am 2. Juli jedes Jahres ein Markt gehalten, auf welchem man keine Bude jenseits dieses Bereiches zu errichten erlaubte. Die Eiche wächst sehr langsam. Ein zwanzigjähriger Stamm ist kaum vier Zentimeter dick. Der Holzring, der sich jedes Jahr bildet, ist zwar nur dünn, doch von großer Festigkeit, die sich mit den Jahren immer noch steigert. Infolge seiner großen Härte wurde das Holz, besonders früher, viel zu Häuser-, Wasser- und Schiffsbauten benutzt. Jetzt werden aus ihm ferner die Eisenbahnschwellen hergestellt, da es dem Wasser und der Feuchtigkeit des Erdbodens großen Widerstand entgegensetzt. Als Brennholz und zur Gewinnung von Holzkohlen wird hauptsächlich das Holz verkrüppelter Bäume gebraucht. Die Lebenskraft dieses Baumes ist fast unverwüstlich; denn selbst vom Blitz wiederholt gespaltene Eichen grünen noch jahrein, jahraus. Die anfangs glatte Rinde platzt beim Dickerwerden des Stammes, fällt jedoch nicht ab, sondern bleibt auf der neuen Rindenschicht als guter Schutz gegen Kälte und Feuchtigkeit sitzen. Durch den in ihr abgelagerten, bitter schmeckenden Gerbstoff wird sie zum Gerben von Tierfellen geeignet. Weitgehende Verwendung hat die Rinde der besonders in Spanien heimischen Korkeiche gefunden, die alle acht bis zehn Jahre abgeschält und zu Pfropfen, Korksohlen u. dgl. verarbeitet wird. In dem dichten Holze steigen die im Frühjahr von den Wurzeln aufgenommenen Säfte nur langsam empor, und so kommt es, daß die Eiche noch kahl steht, während die übrigen Bäume schon in vollem Blätterschmuck prangen. Im Mai durchbrechen auch die tief aus-

9. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 377

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Höhen, oder der Blick fällt in dunkle, träumerische Schluchten. Granit- blöcke liegen überall im Moose halbvergraben, und in den Zweigen sprudeln die Vöglein über von Lebensfreude und Übermut. 230. In cten Rauenlcken Vergen. von Hnna piotbow. Märkische Skizzen. 2. Ausl. Berlin o. J. 8. 157. Of^ort dem hübschen Städtchen Fürstenwalde aus wandert man in -V einer kleinen Stunde südwärts auf einer bergig ansteigenden Land- straße nach Rauen. Zwei Kohlengruben sind in diesen Bergen, der Rauener Fanny- schacht und die Petersdorfer Gnadenreich-Grube. — Sie liefern ungefähr 900000 Hektoliter Braunkohle im Jahr. Zum Fannyschacht steigt man 40 Meter tief auf Leitern hinab; ich zog es deshalb vor, in die Peters- dorfer Grube einzufahren, in die man durch einen ebenerdigen Eingangs- schacht gelangt. Nachdem ich mir die Erlaubnis, die freundlichst gewährt wurde, beim Obersteiger eingeholt hatte, mußte ich einen Bergmanns- kittel anziehen, bekam eine Filzkappe auf und eine Grubenlampe in die Hand und wurde mit einem herzhaften Glückauf in die finstere Grube entlassen. Der Führer schritt gemächlich voran, ich ein wenig bange hinter- drein. Ich kannte die Salzbergwerke von Berchtesgaden und Hallein, aber die Einfahrt in jene weiten, luftigen Höhlen mit den kristall- glänzenden Wänden, mit den bequemen Treppen und amüsanten Rutsch- bahnen ist nur ein lustiger Sport. Hier hatte ich die Erlaubnis erhalten, eine Stätte harter Arbeit zu besuchen, und nicht ohne leise Schauer trat ich ein in den finstern Bauch der Erde. Ein etwa zwei Meter breiter Stollen nimmt uns auf. Wir müssen leicht gebückt gehen, wollen wir nicht an die Deckenstützen stoßen. Der Boden ist naß und schlüpfrig, hier und da tropft von oben Wasser herab. Wir gehen zwischen den Schienen der schmalspurigen Bahn, die zur Hinausschaffung der Kohlen dient, und deren Geleis fast die ganze Breite des Ganges einnimmt. Hören wir einen Kohlenzug heranpoltern, so müssen wir eilen, eine Schienenkreuzung zu erreichen, um Platz zum Ausweichen zu haben. Ein Dutzend schwer beladener Wagen, von einem einzigen Pferde gezogen, rattert an uns vorüber, dann wieder tiefe Stille. Rückschauend hatten wir noch eine Weile das Tageslicht wie einen fernen Stern leuchten sehen, nun ist bei einer Wegbiegung der letzte Lichtschimmer verschwunden. Alles ringsum dunkel und stille. Unsere Grubenlampen werfen nur einen kleinen Lichtkreis — immer das gleiche Bild: der enge schwarze Schacht, die Holzstützen an Decke und Wänden, oft von faustgroßen weißen Pilzwucherungen überzogen. Zuweilen tauchen an einem Kreuzungspunkt Lichtpünktchen auf, mit einem kurzen „Glückauf"

10. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 381

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Mittelpunkt des Hauses, der Familie, um den man sich versammelt, um nach des Tages schwerer Arbeit der behaglichen Ruhe und gemeinsamen Unterhaltung zu pflegen. Von jeher ist man deshalb auch darauf bedacht gewesen, ihn besonders schön auszustatten und zu schmücken. Wohl selten ist ein kunstgewerblicher Gegenstand so ausgebildet, mit so viel Liebe und Hingebung geziert und verschönt worden, als gerade der Kachelofen. Seine allgemeine Verbreitung und alte Beliebtheit verdankt er seinen praktischen Vorteilen gegenüber allen anderen Heizanlagen in unseren Wohnstuben. Voraussetzung hierbei ist, daß ihn ein Ofensetzer aufbaute, der in seinem Fache, den neuzeitlichen Anforderungen entsprechend, etwas Vollkommenes zu leisten versteht. Durch die verbreitete Wertschätzung des Kachelofens wurde die Ent- wickelung und hohe Blüte der Kachelofen-Industrie veranlaßt, wie wir sie an einigen Plätzen unserer Mark antreffen. Unter diesen nimmt das Topferdorf Velten im Kreise Osthavelland die erste Stelle ein. Dieses hat sich seit 60 Jahren aus einem kleinen märkischen Bauern- dorfe mit 500 Einwohnern zu einem lebhaften Jndustrieorte mit 8000 Einwohnern nur durch seine Kachelofenfabrikation entwickelt. Dadurch ist Velten, dessen Öfen jetzt schon weit über Deutschlands Grenzen hinaus versandt werden, der größte Ort im alten Ländchen „Glien" geworden. Die Herstellung der Veltener Fabrikate aus dem reichen Schatz der Tonberge und das Überziehen der Waren mit einer dem Tone genau angepaßten Schmelzglasur hat sich im Laufe der Zeit Hierselbst zur Kunst herausgebildet. Der allerwichtigste Teil für die Ofenfabrikation ist der gute Ton. Zwar ist fast überall im deutschen Lande guter Ton leicht zu haben. Selten jedoch ist derjenige, welcher sich zur Ofenfabrikation eignet, weil er haarrißfreie Schmelzglasur trägt und im Brande durch Schwinden und Verkrümmungen nicht sehr leidet. Diese Vorzüge hat der hiesige Ton. Deshalb wurde derselbe nach allen Gegenden versandt. Die Feilnersche und andere Ofenfabriken zu Berlin waren vor ca. 70 Jahren seine ersten größeren Abnehmer. Die Tonberge im Nordwesten des Ortes erstrecken sich auch auf die Feldmarken der Nachbargemeinden Markwitz und Vehlefanz, in welchen deshalb nach dem Veltener Vorbilde ebenfalls Ofenfabriken entstehen konnten. Der hiesige Ton, welcher meist gelbe oder blaue Farbe hat, muß für die Ofenfabrikation gründlich geschlämnck werden. Hierbei mischt man verschiedene Tonsorten nach einem bestimmten Verhältnis. Die Tonschlämmen arbeiten mit Dampf- oder elektrischer Kraft. Außer dem Töpfertou liefern die Berge wertvolle Ziegelerde, wes- halb hier auch mehrere bedeutende Ziegeleien entstanden. Die hiesige
   bis 10 von 96 weiter»  »»
96 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 96 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 503
1 54
2 3
3 103
4 27
5 2014
6 3
7 763
8 11
9 26
10 110
11 5
12 25
13 12
14 1
15 35
16 374
17 2
18 11
19 96
20 0
21 10
22 8
23 2
24 81
25 19
26 19
27 12
28 70
29 23
30 480
31 0
32 1
33 359
34 6
35 0
36 66
37 1723
38 141
39 75
40 0
41 4
42 4
43 163
44 3
45 172
46 14
47 38
48 12
49 13

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 5
1 6
2 0
3 3
4 4
5 0
6 37
7 0
8 0
9 0
10 0
11 3
12 29
13 1
14 0
15 0
16 30
17 10
18 0
19 0
20 0
21 16
22 1
23 3
24 15
25 3
26 0
27 0
28 6
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 0
36 9
37 0
38 1
39 3
40 13
41 2
42 28
43 6
44 0
45 8
46 0
47 0
48 4
49 2
50 0
51 0
52 1
53 0
54 9
55 0
56 0
57 0
58 1
59 0
60 1
61 0
62 0
63 0
64 0
65 1
66 5
67 0
68 0
69 0
70 12
71 2
72 0
73 0
74 0
75 8
76 2
77 24
78 0
79 8
80 1
81 0
82 4
83 0
84 4
85 0
86 0
87 13
88 0
89 0
90 0
91 26
92 50
93 0
94 16
95 0
96 0
97 1
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 7
2 0
3 2
4 0
5 0
6 3
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 20
13 4
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 13
25 3
26 0
27 0
28 11
29 0
30 0
31 0
32 6
33 0
34 10
35 0
36 1
37 0
38 0
39 5
40 0
41 1
42 0
43 9
44 0
45 0
46 12
47 2
48 0
49 1
50 1
51 6
52 11
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 7
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 3
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 1
73 0
74 0
75 13
76 0
77 0
78 3
79 0
80 2
81 24
82 0
83 0
84 3
85 0
86 0
87 0
88 0
89 10
90 0
91 1
92 0
93 0
94 2
95 15
96 0
97 0
98 0
99 0
100 2
101 0
102 5
103 0
104 0
105 2
106 0
107 16
108 0
109 0
110 1
111 0
112 0
113 2
114 8
115 1
116 5
117 0
118 0
119 5
120 1
121 2
122 0
123 5
124 40
125 16
126 2
127 2
128 0
129 2
130 0
131 15
132 0
133 4
134 0
135 0
136 11
137 4
138 0
139 0
140 1
141 0
142 1
143 1
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 10
153 0
154 1
155 1
156 0
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 1
166 0
167 0
168 17
169 3
170 0
171 0
172 0
173 2
174 0
175 26
176 0
177 0
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 15
184 1
185 0
186 0
187 0
188 2
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 1
196 14
197 0
198 0
199 0